Lena Mader ist Schach-Rheinland-Pfalz Meisterin
Der kleine Eifelort Nickenich mit seinen 3600 Einwohnern war am Wochenende das Zentrum des rheinland-pfälzischen Frauenschachs. Die besten Schachspielerinnen fanden sich ein, um in 5 Runden den Meistertitel und damit die Qualifikation für die Deutsche Fraueneinzelmeisterschaft zu erringen.
Lena Mader vom Schachclub Ramstein-Miesenbach ging als Mitfavoritin ins Rennen. Ihre stärkste Konkurrentin war vom SC Landskrone Lena Kalina, die bei der diesjährigen Deutschen Jugendmeisterschaft den 10. Platz belegte.
Lena Mader konnte sich in der 1. Runde, nach über 4 Stunden Spielzeit und der längsten Partie des Abends, im Endspiel klar gegen die Frauenreferentin Sanja Perovic-Ottstadt aus Worms durchsetzen und so ihren ersten Punkt einfahren. Alles lief nach Plan.
Am Samstag und Sonntag waren jeweils Doppelrunden angesetzt. Da eine Partie auch schon mal über 5 Stunden Spielzeit gehen kann, war Ausdauer und Konzentration über den gesamten Tag gefordert. In der zweiten Runde überraschte Christina Marx die mit den weißen Steinen spielende Lena Mader mit einem Qualitätsopfer aus heiterem Himmel. Es drohte Matt in zwei Zügen. Die Zuschauer im Analyseraum hielten den Atem an! Mit einer Figur weniger griff Lena die gegnerische Stellung scharf an. Im Schach gilt im Allgemeinen: Die Drohung ist stärker als die Ausführung. Auch hier war dies der Fall. Statt weiter ruhig auf Matt zu spielen, reagierte Marx auf diese Drohung und konnte nur eine ausgeglichene Stellung erreichen. Das Endspiel ging dann recht schnell zu Gunsten von Lena Mader aus und somit konnte die drohende Niederlage noch in einen Sieg umgemünzt werden.
In der dritten Runde kam es zum Duell der Favoritinnen. Was vorher mit Spannung erwartet wurde, war dann aber eine recht eindeutige Angelegenheit. Lena Kalina vom SC Landskrone stellte ihre Figuren so passiv auf, dass es Lena Mader Zug um Zug gelang ihre eigenen Figuren am Königsflügel zu aktivieren und einen Angriff auf den gegnerischen König zu starten. Da half auch die beste Verteidigung nichts mehr und die Partie war bereits im Mittelspiel entschieden. Der Druck auf den gegnerischen König war so stark, dass auch ein Figurenopfer nichts mehr half und nach ein paar weiteren Zügen gab die Gegnerin in aussichtsloser Stellung auf. Die alleinige Tabellenführung war erreicht. Acht Stunden Schach am Tag kosten Kraft und Nerven, auch bei den Zuschauern.
Der Sonntag musste die Entscheidung bringen. Die aus der Ukraine stammende Alona Onyshchuk vom Schachclub Wittlich hatte nur einen halben Punkt Rückstand auf die führende Lena Mader. In den Spielen vorher konnte man jedoch leichte Fehler im Mittel- und Endspiel bei ihr beobachten. Sehr gute Spieler zeichnen sich dadurch aus, dass sie alle drei Phasen des Schachspiels beherrschen. Neben der Eröffnung und des Mittelspiels ist insbesondere das Endspiel von Bedeutung. Trotz langer und heftiger Gegenwehr konnte Lena Mader im Mittelspiel bereits einen Bauern gewinnen. Langsam und immer stärker wurde hier der Druck und mit dem zweiten Bauerngewinn war auch hier die Partie nach 4 Stunden entschieden.
Mit einem Punkt Vorsprung auf die Verfolgerinnen war die Meisterschaft fast entschieden. Lena Kalina konnte ihr letztes Spiel schnell gewinnen und zog mit 4 Punkten mit Lena Mader gleich. Ein halber Punkt im letzten Spiel gegen Martina Klemens hätte für Lena Mader ausgereicht, um den Titel der Rheinland-Pfalz-Meisterin zu sichern. Lena gewann schnell einen Bauern in der Eröffnung und spielte auch hier langsam weiter und verbesserte ihre Stellung Zug um Zug. Alle Partien waren bereits beendet. Das Remisangebot zur Punkteteilung kam nicht, stattdessen wurde kampfbetont auf Gewinn gespielt. Mit einer Springergabel konnte Lena letztendlich hier einen ganzen Punkt für sich verbuchen und beendete das Turnier verlustpunktfrei mit 5 Punkten aus 5 Runden.
Für Lena Mader ist es nach 2008, 2014 und 2019 der vierte Titelgewinn. Mit einem deutlichen plus von 17 Punkte konnte sie ihre Wertungszahl nun auf 1902 steigern. Im nächsten Jahr geht es dann zu den Deutschen Meisterschaften. Mit weiterem Training und viel Nervenstärke wird sie sicherlich Rheinland-Pfalz gut vertreten. In der kommenden Saison spielt Lena Mader für den Schachclub Ramstein-Miesenbach in der 1. Pfalzliga.
Zu betonen bleiben noch die optimale Spielbedingungen, die die Schachfreunde aus Nickenich boten. Die Spiele wurden alle live übertragen und in den Nebenräumen konnten sich die Zuschauer jederzeit über den Stand der Partien informieren.
Wünschenswert wäre, dass weitere Frauen und Mädchen den Weg zum Schachsport finden würden. Der Schachclub Ramstein-Miesenbach bietet auch in den Ferien Schachtraining an. Jeweils dienstags ist ab 16 Uhr Training für Kinder unter 6 Jahren. Ab 17 Uhr geht es mit den Grundschulkindern und Jugendlichen weiter. Treffpunkt im Jugendbüro Steinwendener Str. 4 in Ramstein. Freitags ab 16 Uhr dann im Schachclub, Haus der Vereine, Hauptstr. 28 in Miesenbach oder ab 20 Uhr für Erwachsene.
Weitere Informationen:
Werner Weller unter we.weller@t-online.de oder unter 01755935514.